Google für Twitter – tame legt nach

Im Dezember 2012 hatten wir die Gelegenheit mit Frederik Fischer, einem der Gründer von tame, zu sprechen. Das Interview hat es bis in den BILDblog geschafft. Seither hat sich bei dem Berliner Start-up, das sich zur Aufgabe gemacht hat, Twitterdaten zu durchsuchen und zu strukturieren, viel getan. tame soll das Google für Twitter werden. Früher hat man gegoogelt, heute wird getamt. So ist zumindest der Plan der Gründer Frederik, Torsten und Arno. Zeit mal wieder nachzuhaken – dachte ich mir.

Hallo Frederik, seit unserem letzten Gespräch ist einiges passiert. Ihr hattet eine ziemlich erfolgreiche Crowdfunding Kampagne, habt eine weitere Finanzierungsrunde überstanden und werdet ins Silicon Valley fahren. 

„Das letzte halbe Jahr war tatsächlich sehr ereignisreich. Im April konnten wir auf der Plattform Companisto 808 Mikroinvestoren überzeugen und auf dem Weg 250.000€ einsammeln. Wenige Tage später haben wir den German Silicon Valley Startup Accelerator gewonnen und seit Juli gehören wir zu den ersten Startups, die im Rahmen des IBB-Frühphasenförderprogramms unterstützt werden.

Die letzten Wochen standen im Zeichen des Relaunch- der nicht nur in Deutschland, sondern international sehr gut ankam. Vor allem die Berichterstattung auf Techcrunch, einem der größten Technologieblogs weltweit, sorgte dafür, dass wir mittlerweile Nutzer aus über 100 Länder zählen. AAuch die ersten Kooperationen mit cicero.de, heute.de, dem Hessischen Rundfunk und ZEIT Online sorgen für gute Stimmung im mittlerweile neunköpfigen Team.“

Was erhofft Ihr euch vom Aufenthalt im Kalifornien? Wen trefft ihr dort?

„Jeder von uns drei Gründern geht mit unterschiedlichen Zielen und Erwartungen nach San Francisco.Für mich geht es hauptsächlich um Gespräche mit Investoren und Business Developern. Torsten forciert den Markteintritt in Amerika und Arno wird sich mit Entwicklern treffen und sich von neuen Ideen inspirieren lassen.

Dass unser Büro dabei im selben Gebäude wie Twitter ist, macht viele Sachen einfacher. Unabhängig von den beruflichen Zielen treibt uns alle natürlich auch die Neugier auf die legendäre Gründerkultur im Valley an.“

Ihr hattet vor kurzen einen Relaunch. Was ist neu an tame?

„Seit unserem Start im Dezember haben wir viel Feedback von unseren Nutzern bekommen. Dieses Feedback haben wir in das Redesign einfließen lassen und so das Tame-Interface noch deutlicher an die Ansprüche und Bedürfnisse unserer Nutzer angepasst.“

tame Dashboard

„Bei der Gelegenheit haben wir natürlich auch ein paar neue Funktionen eingebaut. So werden nun bei der globalen Twitter-Suche 10-mal mehr Tweets analysiert und es ist möglich nach Sprachen und Medientypen zu filtern. Auch können wir endlich den Wunsch vieler Nutzer, nach einer Wochen-Top10 erfüllen. Jeden Freitag verschicken wir auf Wunsch einen Weekly Digest mit den wichtigsten Inhalten aus dem eigenen Netzwerk.

Am spannendsten finde ich persönlich aber die Möglichkeit, die eigenen Timeline-, Listen-und Sucheergebnisse mit anderen zu teilen. Wir ermöglichen somit zum ersten Mal anderen Nutzern die eigene Kuratierungsexpertise zu demonstrieren. Wer also viel Arbeit in die Kuratierung seiner Timeline oder Listen investiert, kann das Ergebnis dieser Arbeit nun mit anderen Teilen und somit seinen Expertenstatus festigen.

Mit dem Redesign endete auch die open Beta. tame wird nun in einer Freemium-Version angeboten. Die Timeline-Analyse bleibt umsonst, die Profi-Features kosten 5€ monatlich.“

Hat sich die Zielgruppe mit der Weiterentwicklung des Tools verändert oder seid Ihr noch immer dabei, ein Tool für Kommunikations- und Informationsexperten anzubieten? Gibt es auch Mehrwerte für den „herkommlichen“ Twitternutzer?

„Unsere Strategie hat sich in dem Punkt nicht geändert. Wir adressieren immer noch in erster Linie Informationsexperten, da diese am dringendsten nach einer Lösung für das Problem der Informationsüberflutung suchen.
Mittelfristig wollen wir aber verstärkt auch Durchschnittsnutzer ansprechen. Ich vermute, dass sich in den nächsten fünf Jahren streambasierte Informationsplattformen wie Twitter als Standard für die tägliche Informationsversorgung etablieren werden – und zwar nicht nur für eine Informationselite, sondern für alle Netz-Nutzer.
Spätestens mit der geplanten Einbindung weiterer Netzwerke und Plattformen wie Facebook, LinkedIn oder Tumblr bieten wir damit eine umfassende Lösung für die breite Masse an. Unsere Ansatz lose Postings zu einer Geschichte zu bündeln und nach Relevanz zu sortieren, ist ein Mehrwert, von dem jeder profitiert, der in sozialen Netzwerken nach Informationen sucht.“

Ihr verarbeitet und strukturiert öffentliche Daten aus Twitter. Wie fühlt sich das in Zeiten von #prism an? Berührt die derzeit stattfindende Diskussion Eure Dienstleistung in irgendeiner Weise?

„Privat berührt mich die Diskussion enorm. Es gibt kaum noch ein anderes Thema in meinem Bekanntenkreis – und das mit gutem Grund. Das Ausmaß der Überwachung lässt selbst die radikalsten Verschwörungstheoretiker naiv erscheinen. Staaten, die ihre gesamte Bevölkerung unter Generalverdacht stellen, sind keine Rechtsstaaten.

Uns als Firma trifft #prism allerdings nur indirekt. Wir haben auch vor dem Skandal schon alles getan, was intern möglich ist, um die Daten unserer Nutzer zu schützen. Wir produzieren und speichern selbst aber ohnehin kaum Informationen über unsere Nutzer, da wir mit den Daten von Twitter arbeiten. Von allen sozialen Netzwerken gilt Twitter bislang noch als die transparenteste Plattform – aber angesichts der geheimen Rechtsregimes, dass sich in den USA etabliert hat heißt das leider nicht viel. Die Behörden können jedes Unternehmen mithilfe sogenannter Gag Orders zum Schweigen verurteilen.

Machen wir uns nichts vor: Es gibt momentan im Netz keinen breitenwirksamen Schutz vor dem Lauschangriffen der Geheimdienste. Ohne politischen Druck wird die Schnüffelparty weitergehen.“

Wo steht ihr in einem Jahr?

„Wir arbeiten ehrgeizig daran unseren Algorithmus zu verbessern um noch bessere Ergebnisse zu erzielen. Die nächste große Neuerung wird die Einbindung weiterer Plattformen sein und wenn alles gut geht, können wir in einem Jahr schon die Grundzüge der Tame Community vorstellen.

Was sich dahinter konkret verbirgt, darf ich aber noch nicht verraten.“

Mit einem Cliffhanger endet das Interview. VERLOSUNG: Wir sind gespannt und verlosen derweil unter allen, die das Tool auf Herz und Nieren testen, 5 x die Profiversion von tame für einen Monat. Probiert es einfach aus und shared eure Timeline öffentlich mit Hilfe von Tame. ODER kommentiert hier und schreibt, wie ihr das Tool findet bzw. shared den Artikel. Alle, die dabei das Hashtag #Tameline benutzen, nehmen an der Verlosung teil. Nach zwei Wochen verkünden wir die 5 Glücklichen!

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