5 Fragen an: Barbara Liebermeister, Beraterin und Coach

Barbara, du begleitest und berätst Führungskräfte durch den digitalen Wandel, der gerade stattfindet. Über Führung im digitalen Zeitalter hast du mit „Digital ist egal: Mensch bleibt Mensch – Führung entscheidet“ sogar ein Buch über das Thema geschrieben.

Wie wichtig ist Führung in einer Zeit, in der Algorithmen viele Entscheidungen übernehmen und der Unternehmenszweck oft nur noch betriebswirtschaftlichen Perspektiven bedient?

Die Rahmenbedingungen für Führung in Zeiten des digitalen Wandels haben sich zwar geändert, aber gerade deshalb ist Führung so wichtig wie nie zuvor. In einer Arbeitsumgebung voller High Tech, automatisierter Prozesse und digitaler Werkzeuge sind Lob, Anerkennung und Wertschätzung durch Führungskräfte nicht wegzudenken.

Kurzum: In Zukunft brauchen Unternehmen den Menschenmanager und nicht mehr den Zahlenmanager.

Wie passt das in das bestehende Bild, das man von Führungskräften und Beratern noch immer geläufig hat? Stichwort: „Toni Erdmann“. Wo hat hier Empathie Platz?

Wertschätzung und Empathie sind absolute Kernkompetenzen einer Führungskraft in Zeiten der digitalen Transformation von Unternehmen.

Nicht dass ich falsch verstanden werde. Wir müssen uns nicht alle liebhaben und sympathisch finden. Erfolgreiche Geschäftszahlen sind immer die Grundlage für den Menschenmanager.

Aber wer gekonnt und auf Augenhöhe mit Kollegen umgehen kann, der erreicht auch leichter und bessere betriebswirtschaftlichen Ziele.

Welche 3 Kernkompetenzen muss eine Führungskraft in Zukunft mitbringen, um weiterhin erfolgreich Teams und Unternehmen führen zu können?

  • Sie müssen Hierarchie verlernen und Wertschätzung lernen: Das Prinzip der Augenhöhe.
  • Eine Haltung, die von Mut und Neugier geprägt ist.
  • Eine ausgeprägte Fähigkeit der Selbstreflexion.

Wie viel Manager und wie viel Leader muss man in Zeiten der Digitalisierung sein?

Manager sind zahlengetrieben, echte Führer sind „menschengertieben“, also Menschenversteher.

Die neuen Arbeitsroutinen im digitalen Zeitalter erfordern ein anderes Führungsverhalten als in der Vergangenheit propagiert.

Das Wissen ist nicht mehr in einer Person gebündelt und abrufbar. Oft ist Führung in unterschiedlichen Projekten auf unterschiedliche Personen verteilt.

Jedes Projektteam hat sozusagen eine eigene Führungsstruktur. Darauf müssen sich Führungskräfte einlassen.

Die technische Kühle unserer Zeit und der damit einhergehenden Digitalisierung zeigt auf, dass gute Führung menschliche Nähe schaffen muss.

Das war zwar schon immer so. Nur heutzutage wird schlechte Führung viel schneller sichtbar und Inkompetenz wird vom Umfeld deutlicher wahrgenommen.

Wie würdest du den CDO (Chief Digital Officer) Posten in einem Konzern besetzen, der die Digitalisierung angehen möchte? Welche Eigenschaften sollten im Vordergrund stehen? Technisches Verständnis für IT Infrastruktur oder doch eher Know-how in Organisationsentwicklung?

Das kann sehr unternehmensspezifisch sein. Aber grundsätzlich halte ich die Besetzung eines CDO für immens wichtig.

Am besten jemanden von außen, der die bestehende Situation in Unternehmen aus einer neutralen Perspektive beurteilen kann.

Ein erfolgreicher CDO versteht es auch, sich auf Menschen einzulassen. Umso mehr Erfolg hat er in der Organisationsentwicklung und in Projekten.

Es gibt also kein entweder oder: Fachexpertise und das Talent bzw. entsprechende Know-how, die Unternehmensentwicklung vorantreiben zu können.

Vielen Dank für das Interview!

Barbara Liebermeister berät vorrangig Führungskräfte aus Banken, Unternehmensberatungen, Anwaltskanzleien und der Politik. Ihre Schwerpunktthemen sind die Führungskraft als Marke, der Aufbau von Netzwerken und Führung im digitalen Zeitalter.

Außerdem ist sie Gründerin und Leiterin des Instituts für Führungskultur im digitalen Zeitalter, das die Managementkultur im Zeitalter der Digitalisierung erforscht und fördert.

Im April 2017 hat sie ihr neues Buch auf der Buchmesse in Leipzig vorgestellt – mit dem mit dem Titel „Digital ist egal. Mensch bleibt Mensch – Führung entscheidet“.

Als Rednerin engagiert sie sich bundesweit für mehr Werteorientierung im Business.

Barbara Liebermeister ist Mitglied im Verband deutscher Unternehmerinnen und Jurymitglied im Gremium für Banken im Umbruch.

Sie wurde nominiert für den digitalfemaleleader Award 2017 vom Frauenmagazin Myself.

Bevor die Wirtschaftswissenschaftlerin die Leitung des Instituts für Führungskultur im digitalen Zeitalter übernahm, war sie im Marketing internationaler Unternehmen tätig (u.a. Christian Dior, L’OREAL u.v.m.).

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