Tesler’s Law: Einfachheit ist harte Arbeit

Was ist Tesler’s Law?

Tesler’s Law, auch bekannt als Gesetz der Erhaltung der Komplexität, besagt: Jede Anwendung oder Funktion hat eine unvermeidbare Komplexität, die nicht vollständig eliminiert werden kann.

Die Frage ist nicht, ob Komplexität existiert, sondern wo sie liegt: Entweder wird die Komplexität durch das Design bewältigt, oder sie wird auf die Nutzer abgewälzt. Gute Designer nehmen den Großteil dieser Last auf sich, um dem Nutzer ein möglichst einfaches und intuitives Erlebnis zu bieten.

Woher kommt Tesler’s Law?

Tesler’s Law wurde von Larry Tesler, einem Pionier der Computerwissenschaften und langjährigem Mitarbeiter bei Apple, Xerox und Amazon, formuliert. Tesler arbeitete an der Entwicklung revolutionärer Technologien wie grafischen Benutzeroberflächen und dem „Cut, Copy & Paste“-Befehl.

Tesler erkannte, dass es bei jeder Anwendung Grenzen gibt, wie sehr man Komplexität reduzieren kann, ohne die Funktionalität zu beeinträchtigen. Die Kunst besteht darin, diese Komplexität sinnvoll zu managen und für den Nutzer weitgehend unsichtbar zu machen.

Warum ist Tesler’s Law wichtig?

Tesler’s Law ist ein zentraler Leitgedanke für UX-Design und Produktentwicklung:

  1. Nutzerfreundlichkeit fördern: Wenn Designer die Komplexität übernehmen, wird die Interaktion für den Nutzer einfacher und angenehmer.
  2. Fehler vermeiden: Eine überladene Benutzeroberfläche erhöht die Wahrscheinlichkeit von Fehlern und Frustration.
  3. Effizienz steigern: Einfache, klar strukturierte Interfaces sparen Zeit und Energie – für den Nutzer und das Unternehmen.

Wie wird Tesler’s Law angewendet?

1. Webdesign:

  • Navigation: Reduziere die Anzahl der Menüpunkte und präsentiere nur die relevantesten Informationen. Verstecke sekundäre Optionen hinter Dropdown-Menüs oder Unterseiten.
  • Onboarding-Prozesse: Schritt-für-Schritt-Anleitungen oder progressive Offenlegung (progressive disclosure) helfen, den Nutzer nicht mit zu vielen Informationen zu überfordern.

2. Mobile Apps:

  • Minimalistisches Interface: Zeige nur die wichtigsten Funktionen auf dem Hauptbildschirm und platziere weniger wichtige Optionen in Menüs.
  • Automatisierung: Reduziere den Aufwand für Nutzer durch automatische Vervollständigungen oder intuitive Vorschläge.

3. E-Commerce:

  • Checkout-Prozess: Vereinfachte, lineare Checkouts mit wenigen Schritten reduzieren Komplexität und steigern die Konversionsrate.
  • Produktfilter: Klare und logisch gruppierte Filteroptionen machen die Produktsuche intuitiver.

4. Content-Marketing:

  • Strukturierter Text: Komplexe Inhalte sollten in leicht verdaulichen Absätzen oder Bulletpoints präsentiert werden.
  • Visualisierungen: Diagramme oder Infografiken können komplexe Informationen anschaulich und zugänglich machen.

Beispiel: Tesler’s Law bei Apple

Apple setzt Tesler’s Law konsequent um:

  • Produkte wie das iPhone: Apple investiert erhebliche Ressourcen, um die Komplexität hinter einer einfachen Benutzeroberfläche zu verbergen. Nutzer sehen nur das, was sie benötigen, während die eigentliche Technologie im Hintergrund bleibt.
  • MacOS-Design: Funktionen wie Drag-and-Drop oder eine einheitliche Menüleiste reduzieren die kognitive Belastung der Nutzer und sorgen für ein nahtloses Erlebnis.

Grenzen von Tesler’s Law

  1. Übermäßige Vereinfachung: Zu starke Reduktion kann Funktionen oder Informationen verbergen, die für bestimmte Nutzergruppen wichtig sind.
  2. Kompromisse: Manche Funktionen erfordern eine gewisse Komplexität, um umfassend genutzt zu werden (z. B. Profi-Tools wie Photoshop oder Excel).
  3. Unterschiedliche Zielgruppen: Eine Lösung, die für Anfänger einfach ist, kann für erfahrene Nutzer einschränkend wirken.

Fazit: Einfachheit als Designziel

Tesler’s Law zeigt, dass Einfachheit keine Frage des Zufalls ist, sondern das Ergebnis harter Arbeit. Gute Designer übernehmen die Komplexität, damit der Nutzer davon verschont bleibt. Ob im Webdesign, in Apps oder im E-Commerce – wer Tesler’s Law berücksichtigt, schafft intuitive Erlebnisse, die Nutzer begeistern und binden.

Echte Einfachheit ist keine Limitierung, sondern eine Kunst, die den Unterschied zwischen Verwirrung und Perfektion ausmacht.

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Foto von Milad Fakurian auf Unsplash

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