Was ist das Hick’sche Gesetz?
Das Hick’sche Gesetz, auch bekannt als Hick-Hyman-Gesetz, beschreibt den Zusammenhang zwischen der Anzahl an Auswahlmöglichkeiten und der Zeit, die ein Mensch benötigt, um eine Entscheidung zu treffen.
Kerngedanke: Je mehr Optionen zur Verfügung stehen, desto länger dauert es, sich für eine davon zu entscheiden. Das Gesetz zeigt, dass zu viele Möglichkeiten nicht nur die Entscheidungszeit erhöhen, sondern auch zu Überforderung und Frustration führen können.
Woher kommt das Hick’sche Gesetz?
Das Hick’sche Gesetz wurde in den 1950er Jahren von den britischen Psychologen William Edmund Hick und Ray Hyman entwickelt. Ihre Forschung konzentrierte sich auf Entscheidungsprozesse und Reaktionszeiten.
In Experimenten stellten sie fest, dass die Entscheidungszeit logarithmisch mit der Anzahl der Alternativen zunimmt. Das bedeutet, dass bei einer Verdopplung der Optionen die Entscheidungszeit nicht linear, sondern in geringerem Maß zunimmt – aber dennoch steigt.
Warum ist das Hick’sche Gesetz wichtig?
Dieses Gesetz ist besonders relevant für die Gestaltung von digitalen Erlebnissen, da es die menschliche Fähigkeit zur Informationsverarbeitung berücksichtigt:
- Kognitive Belastung: Mehr Optionen bedeuten mehr Informationen, die verarbeitet werden müssen. Dies kann den Nutzer schnell überfordern.
- Effizienz: Weniger Alternativen ermöglichen es, schneller zu einem Ziel zu kommen.
- Zufriedenheit: Reduzierte Auswahl führt häufig zu weniger „Entscheidungsstress“ und einem besseren Gesamterlebnis.
Wie wird das Hick’sche Gesetz angewendet?
Das Hick’sche Gesetz ist ein zentraler Leitfaden für Designer und Marketer, um Benutzeroberflächen und Entscheidungsprozesse zu optimieren.
1. Webdesign:
- Navigation: Eine klare und reduzierte Hauptnavigation hilft Nutzern, schneller die gewünschten Inhalte zu finden.
- Dropdown-Menüs: Beschränke die Anzahl der Unterpunkte, um Überforderung zu vermeiden.
- Formulare: Halte Formulare schlank und zeige nur die notwendigsten Felder.
2. Landingpages:
- Fokussierter Call-to-Action (CTA): Statt mehrere Optionen wie „Jetzt kaufen“, „Mehr erfahren“ und „Anfrage stellen“ zu bieten, konzentriere dich auf einen zentralen CTA.
- Minimierte Ablenkung: Weniger Links und visuelle Elemente lenken den Nutzer nicht vom eigentlichen Ziel ab.
3. E-Commerce:
- Produktfilter: Statt eine überfüllte Liste aller Optionen zu zeigen, biete intelligente Filter an, die die Auswahl schrittweise eingrenzen.
- Produktkategorien: Gruppiere Produkte logisch, um die Suche zu erleichtern.
4. Social Media:
- Klare Botschaften: Beiträge mit einem einzigen, klaren Call-to-Action („Jetzt kaufen“ oder „Mehr erfahren“) sind effektiver als überladene Inhalte.
- Minimalistisches Design: Weniger Elemente sorgen dafür, dass der Fokus des Nutzers auf der Botschaft bleibt.
Beispiel: Hick’sches Gesetz bei Netflix
Netflix setzt das Hick’sche Gesetz clever um:
- Kategorisierte Inhalte: Serien und Filme sind nach Genres oder Interessen gruppiert, sodass Nutzer nicht alle verfügbaren Inhalte durchsuchen müssen.
- Personalisierte Empfehlungen: Algorithmen filtern die Optionen, um die Auswahl auf relevante Titel zu beschränken.
- Schrittweise Entscheidungen: Nutzer wählen zunächst ein Genre, bevor sie eine spezifische Serie oder einen Film auswählen.
Grenzen des Hick’schen Gesetzes
Obwohl das Hick’sche Gesetz zeigt, dass weniger oft mehr ist, gibt es auch Ausnahmen:
- Komplexe Zielgruppen: Manche Nutzer bevorzugen detaillierte Auswahlmöglichkeiten, insbesondere in spezialisierten Bereichen wie Technik oder Finanzen.
- Strategische Vielfalt: In bestimmten Fällen, wie etwa im Einzelhandel, können viele Optionen den Eindruck von Vielfalt und Freiheit vermitteln.
Hier ist es wichtig, die Balance zu finden – eine klare Strukturierung kann selbst bei vielen Optionen helfen, die Entscheidungszeit zu reduzieren.
Fazit: Entscheidungen vereinfachen, Nutzer begeistern
Das Hick’sche Gesetz ist eine unverzichtbare Grundlage für nutzerzentriertes Design. Es hilft, Entscheidungsprozesse zu optimieren, indem es die kognitive Belastung minimiert und die Effizienz steigert. Ob auf Websites, in Apps oder im E-Commerce – eine durchdachte Reduzierung von Auswahlmöglichkeiten sorgt für zufriedenere Nutzer und bessere Konversionsraten. Weniger Optionen führen nicht nur zu schnelleren Entscheidungen, sondern hinterlassen auch einen bleibenden positiven Eindruck.
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