Strategie: Ursprung, Entwicklung und moderne Anwendung
Der Begriff „Strategie“ hat seine Wurzeln im antiken Griechenland. Das Wort stammt von „strategos“ ab, was so viel bedeutet wie „Feldherr“. Ursprünglich beschrieb der Begriff die Kunst der Kriegsführung und die Planung militärischer Operationen, wobei es insbesondere um die Koordination von Ressourcen und das Erreichen langfristiger Ziele ging. Schon die alten Griechen erkannten, dass erfolgreiche Feldherren nicht nur im Kampf überlegen sein mussten, sondern auch strategisch denken mussten, um im Vorfeld die besten Voraussetzungen für ihre Truppen zu schaffen.
In der Neuzeit wurde der Begriff durch Denker wie Carl von Clausewitz und Sun Tzu weitergeprägt. Clausewitz definierte Strategie als die „Lehre vom Gebrauch der Gefechte zum Zwecke des Krieges“, während Sun Tzu in seinem Werk „Die Kunst des Krieges“ die Bedeutung von Flexibilität, Täuschung und einer tiefen Kenntnis des Gegners betonte.
Beide Autoren legten damit den Grundstein für ein strategisches Verständnis, das über die reine militärische Anwendung hinausgeht und allgemeine Prinzipien für den Erfolg in komplexen Situationen definiert.
Mit der Industrialisierung begann der Begriff der Strategie Einzug in die Wirtschaft zu halten. Im 20. Jahrhundert entwickelten sich viele der heute bekannten Ansätze zur Unternehmensstrategie. Peter Drucker, Michael Porter und Henry Mintzberg waren dabei prägende Figuren. Porter definierte mit seinen fünf Kräften (Five Forces) ein Modell zur Analyse der Wettbewerbsintensität in einer Branche, während Mintzberg die Bedeutung des Zusammenspiels von geplanter und emergenter Strategie hervorhob – ein Ansatz, der besonders in einer dynamischen, sich ständig ändernden Umwelt an Bedeutung gewonnen hat.
Schulen und zeitliche Epochen der Strategieentwicklung
Die Entwicklung der Strategielehre lässt sich in verschiedene Schulen und zeitliche Epochen unterteilen, die jeweils eigene Methoden und Ansätze hervorgebracht haben:
- Die klassische Schule (1950er-1970er Jahre): In dieser Zeit dominierte der rational-analytische Ansatz. Die klassische Schule sieht Strategie als einen bewusst geplanten und top-down vorgegebenen Prozess. Hierzu zählen Modelle wie das SWOT-Analysemodell (Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken) und Porters Five Forces, die Unternehmen dabei unterstützen sollten, Wettbewerbsvorteile zu identifizieren und zu nutzen.
- Die evolutionäre Schule (1970er-1980er Jahre): Diese Schule geht davon aus, dass Märkte dynamisch sind und sich Unternehmen kontinuierlich anpassen müssen, um zu überleben. Strategische Entscheidungen basieren hier auf dem Prinzip von Versuch und Irrtum. Die Ideen von Michael Porter zur Wettbewerbsstrategie und von Henry Mintzberg zur emergenten Strategie sind prägend für diese Phase.
- Die Ressourcenbasierte Schule (1980er-1990er Jahre): In den 1980er Jahren rückten die internen Fähigkeiten eines Unternehmens stärker in den Fokus. Die ressourcenbasierte Sichtweise (Resource-Based View) von Jay Barney betont, dass nachhaltige Wettbewerbsvorteile durch die einzigartigen Ressourcen und Fähigkeiten eines Unternehmens entstehen.
- Die dynamische Fähigkeiten-Schule (1990er-2000er Jahre): Diese Epoche betont die Bedeutung von Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Unternehmen müssen in der Lage sein, ihre Ressourcen und Fähigkeiten kontinuierlich weiterzuentwickeln, um auf sich verändernde Marktbedingungen zu reagieren. David Teece prägte diesen Ansatz mit seinem Konzept der „dynamischen Fähigkeiten“.
- Die agile und digitale Schule (2000er Jahre bis heute): In der heutigen Zeit steht die Anpassungsfähigkeit im Vordergrund, insbesondere angesichts der Digitalisierung und Globalisierung. Agile Methoden, iterative Prozesse und die Einbindung der Kundenperspektive (Design Thinking) sind zentrale Ansätze. Unternehmen müssen schnell auf Veränderungen reagieren und eine flexible, kundenzentrierte Strategieentwicklung verfolgen.
Wichtige Konzepte und Methoden in der Strategielehre (beispielhafte Auswahl)
- OKR (Objectives and Key Results) (2000er Jahre bis heute): OKR ist ein Zielsetzungs- und Managementsystem, das von Unternehmen wie Intel und Google populär gemacht wurde. Es hilft dabei, klare und erreichbare Ziele (Objectives) zu setzen und diese durch messbare Schlüsselergebnisse (Key Results) zu verfolgen. OKR ermöglicht eine transparente und zielgerichtete Umsetzung der Unternehmensstrategie.
- Lean Startup (2010er Jahre bis heute): Der Lean-Startup-Ansatz von Eric Ries setzt auf schnelles Experimentieren und kontinuierliches Kundenfeedback, um die Erfolgschancen von Innovationen zu erhöhen. Dieser Ansatz wird häufig in der agilen Strategieentwicklung verwendet, um die Unsicherheit bei der Einführung neuer Produkte oder Geschäftsmodelle zu reduzieren.
- Blue Ocean Strategy (2005): Die von W. Chan Kim und Renée Mauborgne entwickelte Blue Ocean Strategy zielt darauf ab, neue Märkte zu schaffen, in denen der Wettbewerb keine Rolle spielt. Anstatt sich auf bestehende Märkte (rote Ozeane) zu konzentrieren und sich dem Wettbewerb zu stellen, sollen Unternehmen durch Innovation völlig neue Nachfrage generieren und damit unangefochtene Marktbereiche (blaue Ozeane) erschließen.
- Design Thinking (2000er Jahre bis heute): Design Thinking ist eine Methode, die von Unternehmen wie IDEO genutzt wird, um kreative Lösungen für komplexe Probleme zu entwickeln. Der Ansatz stellt den Nutzer in den Mittelpunkt und verwendet iterative Prototyping-Phasen, um sicherzustellen, dass die entwickelten Lösungen sowohl innovativ als auch nutzerorientiert sind.
- Balanced Scorecard (1990er Jahre): Die Balanced Scorecard von Robert S. Kaplan und David P. Norton bietet einen Rahmen, um die Leistung eines Unternehmens nicht nur anhand finanzieller Kennzahlen, sondern auch durch Kunden-, Prozess- und Lernperspektiven zu messen. Sie dient als strategisches Managementwerkzeug, das die Vision und Strategie eines Unternehmens in konkrete, messbare Ziele übersetzt.
- Porter’s Generic Strategies (1980er Jahre): Michael Porters generische Wettbewerbsstrategien (Kostenführerschaft, Differenzierung und Fokussierung) bieten Unternehmen Ansätze, wie sie sich erfolgreich im Markt positionieren können. Diese Strategien helfen dabei, Wettbewerbsvorteile zu schaffen und zu behaupten.
Anpassung der Methoden an die Praxis
In der Praxis zeigt sich jedoch oft, dass sich viele dieser Methoden nicht einfach 1:1 umsetzen lassen. Jede Organisation ist einzigartig und muss die vorgestellten Konzepte und Methoden an ihre spezifischen Bedürfnisse, Ressourcen und Rahmenbedingungen anpassen.
Erfolgreiche Strategieentwicklung bedeutet daher, die grundlegenden Prinzipien zu verstehen und kreativ zu interpretieren, um sie im individuellen Kontext nutzbar zu machen.
Dies kann bedeuten, einzelne Elemente verschiedener Ansätze zu kombinieren oder iterative Anpassungen vorzunehmen, während man auf Feedback aus der Organisation und dem Markt reagiert.
Beispielsweise wird der Lean-Startup-Ansatz in etablierten Unternehmen oft mit klassischen Planungsprozessen kombiniert, um sowohl Sicherheit als auch Flexibilität zu gewährleisten. Die Balanced Scorecard muss möglicherweise angepasst werden, um branchenspezifische Kennzahlen zu integrieren, und die OKR-Methode kann modifiziert werden, um besser zu einer bestehenden Unternehmenskultur zu passen.
Strategieberatungen unterstützen ihre Kunden dabei, solche maßgeschneiderten Lösungen zu entwickeln, die sowohl die Prinzipien bewährter Methoden nutzen als auch die Besonderheiten der jeweiligen Organisation berücksichtigen.
Heutzutage findet der Begriff Strategie in vielen Bereichen Anwendung, von der Unternehmensführung über politische Entscheidungsfindung bis hin zur individuellen Karriereplanung.
Strategieberatung
digitale Welt.
Strategieberatungen spielen dabei eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, Unternehmen durch komplexe Veränderungsprozesse zu führen. Dabei haben sich unterschiedliche Schwerpunkte und Perspektiven herausgebildet:
Während klassische Strategieberatungen wie McKinsey oder Boston Consulting Group (BCG) oft einen analytischen, zahlengetriebenen Ansatz verfolgen, legen neuere Beratungen wie frog oder IDEO stärkeres Gewicht auf kreative und menschzentrierte Innovationsprozesse.
Andere wiederum, wie Roland Berger, fokussieren sich auf spezifische Branchen oder technologische Entwicklungen, um ihren Kunden in bestimmten Sektoren einen strategischen Vorsprung zu verschaffen.
Die moderne Strategieberatung sieht sich heute zunehmend mit neuen Herausforderungen konfrontiert:
Die Integration von Nachhaltigkeit, die Berücksichtigung der Digitalisierung und die Bedeutung von Agilität in der Strategieentwicklung sind nur einige der Themen, die Unternehmen und ihre Berater beschäftigen.
Besonders spannend ist die Frage, wie die menschliche Rolle in einer Welt, die stark von Künstlicher Intelligenz geprägt wird, weiterhin gestärkt werden kann – hier bieten sich Strategieberatungen an, kreative und empathische Führungsansätze zu fördern und so den menschlichen Faktor in der Entscheidungsfindung weiter in den Mittelpunkt zu stellen.
Wenn du Lust hast, Strategie neu zu denken, dann schau hier vorbei: Sweet Spot Strategy.
Der Gründer und Ex-CEO von Diffferent, Alexander Kiock, ist zurück. Gemeinsam mit dem Rheingold Institut und der UNS Digitalagentur Gerhard startet die Strategieberatung Sweet Spot. Ihr Fokus: „fluide Strategieberatung“. (absatzwirtschaft.de)
Mehr zum Thema digitale Transformation:
- Digitale Barrierefreiheit und Markenidentität: Herausforderung oder Chance?
- Was bedeutet VUCA im Kontext von Digitalstrategien?
- Die Bedeutung einer KI-Strategie für zukunftsorientierte Unternehmen
- Digital Signage: Die Revolution der Kundenkommunikation im Handel und auf der Straße
- Active Sourcing: Strategien und Stolpersteine im Talentmanagement