Let´s talk about Sex – Erotik-Bloggerin Theresa Lachner im Interview

Ja, in der Headline steht das Wort Sex. Im Zuge unserer Food-Blogger-Studie haben wir bereits interessante Interviews mit Food-Bloggern, wie zum Beispiel Christina Pfister oder Claudio Del Principe geführt. Jetzt dachten wir uns, fragen wir mal die Erotik-Bloggerin Theresa Lachner, wie sie die Bloggerwelt so aus ihren Augen sieht. Seit über 5 Monaten schreibt sie auf ihrem Blog Lvstprinzip über Sex. Die Frage die wir uns unter anderem gestellt haben: Ist es wirklich so anders über ein Thema wie Sex zu bloggen als über Essen zum Beispiel?

 

Wieso bloggst du über Sex?

 

Weil du und ich und deine Mama ohne Sex nicht hier wären und es gut tut, sich mit den wirklich essentiellen Bereichen des Lebens zu befassen. Weil es für mich aus journalistischer Sicht kein dankbareres, kontroverseres Thema gibt, das so viele andere Aspekte unserer Gesellschaft widerspiegelt. Weil auf keinem anderen deutschsprachigen Sexblog die Themen so behandelt werden, wie ich sie gerne lesen würde. Alles muss man selber machen!

 

Was ist der Unterschied, wenn man für einen Sex-Blog anstatt für einen Food-Blog schreibt?

 

Ich weiß nicht, wie viele Anfragen zum Geschlechtsverkehr man als Foodblogger so am Tag bekommt – aber im Prinzip geht es um ziemlich ähnliche Dinge: Sex und Essen sind beides Grundbedürfnisse, ohne die die Menschheit ausstirbt. Und die kannst du befriedigen oder verfeinern. Satt machen Tütenspaghetti auch, aber so richtig geil fühlst du dich danach halt nicht. Ich denke auch, beide Themen sind absolut identitätsstiftend, eben weil sie uns alle betreffen und Menschen es nun mal lieben, sich durch ihren besonders erlesenen Geschmack von anderen abzugrenzen. Paleo oder Vegan, Blümchensex oder Bondage? Und was davon sieht auf Instagram am besten aus?

 

Gibt es überhaupt Unterschiede außer dem Thema?

 

Ich werde teilweise schon mit einer wirklich überwältigenden Dankbarkeit ala „ENDLICH sagt´s mal jemand!“ konfrontiert, die ich natürlich jedem Foodblogger auch wünsche – aber ich schätze, mein schlau recherchierter Text über Analsex bringt grundsätzlich auch ohne jahrelange Vorarbeit schon erst mal anderes Feedback als dein veganes Süßkartoffelcurry. Auch bei Klickzahlen, Presse- und Kooperationsanfragen. Content ist King, sorry not sorry!

 

Gibt es Tabuthemen?

 

Personenschutz ist mir absolut heilig. Ich würde nie jemanden absichtlich bloßstellen, weder meinen Gastautor, der mir und meinen Lesern seine intimsten Phantasien offenbart, noch die Person, mit der ich gestern selbst im Bett war. Ansonsten hege ich eine ausgeprägte Abneigung gegen 50 Shades of Grey und „so befriedigst du ihn wie eine thailändische Prostituierte, die er sich danach garantiert nie mehr suchen wird“ – Zehnpunktestrategiepläne.

 

Was ist deine Motivation über Sex zu schreiben – außer, dass es natürlich die schönste Nebenbeschäftigung der Welt ist? 😉

 

Ich will, dass die schönste Nebenbeschäftigung der Welt für alle noch viel schöner wird. Dass wir nicht nur beim Essen darauf achten, was wir da in uns hineinstopfen, sondern auch bei, hüstel, Sextoys und Pornos. Weg mit dem billigen Schrott, der uns nicht gut tut! In Deutschland werden immer noch Sextoys verkauft, die Chemikalien enthalten, die in Kinderspielzeug seit 20 Jahren verboten sind. Oder Gleitgel und Kondome, die bei Ökotest supermiese Bewertungen für die Verträglichkeit bekommen. Boys and Girls, hier geht’s um eure Schleimhäute!

Und um eure Seelen, die von mies produziertem Billigporno ansonsten langsam aufgegessen werden. Wer im Supermarkt überlegt, welche Eier er kaufen soll, sollte auch beim Porno überlegen, ob das gerade Sex mit artgerechter Menschenhaltung ist. Ja, es gibt Pornos, die fairtrade, slow und menschenfreundlich produziert werden, wo keiner den Orgasmus faken muss und wo man sich auch als Konsument danach nicht fühlt wie nach nem Happy Meal. Und die stelle ich in meinem Blog vor, weil das sonst fast niemand tut. Gern geschehen!

 

Wen willst du mit deinem Blog ansprechen? Und wen sprichst du tatsächlich an?

 

Coole schlaue Leute, die Sex mögen und Lust haben, sich auch auf intellektueller Ebene damit auseinanderzusetzen. Sex-Gourmets, sozusagen, Leute die mehr wollen als Tütenspaghetti-Reinraus. Und wie gut das klappt, überrascht mich selbst manchmal. Extrem geringe Trotteldichte unter den Kommentatoren, alle reflektiert und sympathisch! Übrigens in relativ ausgewogenem Geschlechterverhältnis: 55 % Männer und 45 % Frauen, was mich ebenfalls sehr freut, weil es dieses Neandertalerklischee vom Mann der immer will und kann und dem sonst alles egal ist, widerlegt. Die meisten Gastartikel-Anfragen kommen übrigens auch von klugen Männern, was ich nach gefühlt dreitausend „wir erkunden die megageheimnisvolle Lust der Frau“-Texten in Spiegel und co. extrem erfrischend finde. Nur weil ein Penis meist leichter zu finden ist, als der G-Punkt, heißt das nämlich echt nicht, dass Männer keine anderen Gefühle haben dürfen außer Hunger und Ficken.

 

Was sind die häufigsten Suchanfragen auf deiner Seite?

 

Porno, Porno und warte lass mich mal überlegen, Porno? Konkret: gute Pornos, über die ich schon mal geschrieben habe, zum Beispiel Silver Shoes oder Schnick Schnack Schnuck. Weit oben ranken auch Anfragen wie „Fairtrade Porn“, „Indie Porn“, „Arthouse Porn“ oder „Slow Porn“, was mich natürlich happyhappy macht, weil es zeigt, dass sich das Konsumentenbewusstsein wirklich ändert – zumindest in meiner kuscheligen Lvstprinzip-Welt. Dann will die Meute gern Sextoy Tests, und Requests wie „Theresa Porn“ oder „Internet Portal der Lust“ gibt’s natürlich auch.

 

Wie lange bleiben die Leute auf deiner Seite?

 

Ziemlich genau zwei Minuten! Dann halten sie´s anscheinend kaum mehr aus auf meinem Internet Portal der Lust.

 

Wie gehst du mit Anfragen von Unternehmen um? „Oh cool, schon wieder ein Produkttest“ oder einfach nur „nerv“?

 

Neulich bekam ich in der Ubahn per Whatsapp (!) eine Anfrage, ob ich nicht ein neues Analsextoy vorstellen möchte, „natürlich ganz normal und ohne pornographische Bilder“, hey danke, ist ja voll nett!

Und ja, meine nichtexistente Nachttischschublade ist genau so voll wie du dir das vorstellst 😉 Im Prinzip hätte ich das Lvstprinzip längst in eine Suchmaschinen-durchoptimierte Vibratorkaffeefahrt umwandeln können, aber das sollen gerne andere machen. Kontemplation statt Toyparty! Ich stelle nur Produkte vor, die ich entweder selber sehr super finde oder die mich sonst in irgendeiner Form zum Nachdenken bringen.

 

Was sagt eigentlich Mutti dazu, dass du jetzt einen Sex-Blog schreibst?

 

Mutti hab ich gut erzogen! Ich schreibe ja jetzt schon seit sechs Jahren für Frauenzeitschriften über Sex, also hatte sie genug Zeit, sich mit dem Gedanken anzufreunden. Ein paar Tage nach dem Launch hab ich sie dabei ertappt, wie sie beim Geburtstagskaffeeklatsch ihren Oberstudienratsfreundinnen meinen Blog zeigt. Das war so einer der ersten Momente wo ich mir dachte: „okay, das läuft!“

 

Liebe Theresa, vielen Dank für das Interview sowie Bildmaterial!

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