5 Fragen an: Ralf Rattay, Geschäftsführer und Daten Jongleur

Die ganze Welt spricht gerade von Daten, Zielgruppen, Facebook, Targeting und Datenschutz. Ralf Rattay, Geschäftsführer von Rascasse, hat sein ganzes Unternehmen dahingegend transformiert: von der Agentur zum Daten Jongleur.

Ich habe Ralf mal ein paar Fragen gestellt.

Hallo Ralf, haben klassische Digitalagenturen ihr Haltbarkeitsdatum überschritten? Was war der Auslöser bei Dir als Unternehmer vom Agenturgeschäft ins SaaS Business zu wechseln?

Ich glaube schon, dass es auch zukünftig Digitalagenturen geben wird. Diese Dienstleistung wird immer nachgefragt werden.

Wir haben das Agenturgeschäft auch nicht verlassen, weil wir nicht mehr daran glauben sondern überzeugt sind, mit unserem neuen Geschäftsmodell ein super disruptives Business zu starten.

Und wenn man ein international skalierendes SaaS-Geschäft aufbauen will, muss man sich fokussieren und kann das nicht nebenher mitlaufen lassen.

Das Agenturgeschäft hat ja eine ganz andere Mechanik, Stichwort „People-Business“.

So schön das Projektgeschäft auch ist, so schnell leidet aber auch das eigene Produkt, weil verpflichtende Kundenprojekte Vorrang haben.

Die Welt spricht über Daten. Welche Erkenntnisse sind wichtig und können nicht aus Daten extrahiert werden?

Ich denke, die „Warum“-Frage kann nur sehr schwierig aus Daten abgeleitet werden.

Da wünsche ich mir, dass sich Mafo-Budgets zu qualitativer Mafo verschieben und Unternehmen Big Data Startups wie uns die Beantwortung der „Wer“, „Wie viele“ und „Wo“ fragen überlassen.

Beispielsweise sehen wir in unseren Daten, dass Technology Early Adopter kaum noch Interesse an Autos haben, selbst Elektromobilität zieht nicht so richtig.

Woran liegt das? Sind Autos „uncool“? Das ist für mich eine Frage, die man mit Hilfe qualitativer Mafo perfekt beantworten könnte.

Bedeutung und auch Deutung von Informationen liegen im Auge des Betrachters. Gibt es eindeutige Daten?

Wir befragen ja keine Menschen, sondern analysieren Verhaltensdaten.

Und gerade bei demografischen Fragestellungen, die unsere Kunden häufig haben wie bspw. „Welcher Lieferdienst ist im PLZ Gebiet 10178 am populärsten sind die Daten schon eindeutig.

Andererseits haben auch wir die Herausforderung, die wohl sämtliche Big Data Unternehmen haben: Das Grundrauschen zu filtern und dem Kunden es so einfach wie möglich zu machen, aus der Flut an Daten seine persönlichen Insights schnellstmöglich zu finden.

Eine weitere Herausforderung ist, mit einer sich ständig ändernden Grundgesamtheit zu arbeiten. So banale Sache, wie die Berechnung des Durchschnitts, ist gar nicht so leicht.

„Weniger falsch ist das neue richtig“.

Der Satz verfolgt mich nun auch schon seit mehreren Jahren und ich glaube, da liegt auch die Kunst: Status Quo zunächst zu akzeptieren, darauf basierend Entscheidungen treffen aber die Weiterentwicklung nicht zu vernachlässigen.

Eine Studie über Facebook-Ads hat gezeigt, dass Konsumenten von zu „engem“ Targeting genervt sind. Welche Werbung nervt dich?

Deswegen sollte man beim Targeting auch „gezielt daneben schießen“.

Mich nervt Werbung ohne Frequency Capping. Passiert leider sehr häufig, dass ich eine Woche lang beim Öffnen der Facebook App die gleiche Werbung sehe.

Eher amüsant als nervig: Wenn ich im Ausland bin und dann bspw. eine Werbung auf Arabisch sehe. Da hat scheinbar jemand das Sprachen-Targeting vergessen 🙂

In vielen Marktforschungsabteilungen herrscht „Aufräumstimmung“. Zu viele Studien, Analysen und Befragungen wurden durchgeführt. Der klare Blick auf wichtige Fragen ist diffus geworden. Wie behält man in einer Welt voller Daten den Durchblick?

Ich mach’s mal ganz pauschal: Ein Drittel der Studien könnte man sofort über automatisierte Analysen von Verhaltensdaten ablösen und dann agil bei tiefergehenden Analysen in die Daten reingehen.

Sind diese Prozesse einmal automatisiert, steigt auch wieder der Erkenntnisgewinn, weil man sich eben nicht wieder in eine neue Studie einlesen muss.

Ein weiteres Drittel wird in den nächsten 5 Jahren durch Machine Learning sagen wir mal zumindest herausgefordert werden.

Und das letzte verbleibende Drittel schnappen sich hoffentlich die qualitativen Marktforscher!

Über Ralf Rattay

Ralf ist einer der Geschäftsführer von Rascasse. Nach fast 10 Jahren Agenturgeschäft erfolgte 2018 der Business Model Pivot hin zu einem Marktforschungs-Startup der nächsten Generation.

Anstatt Respondenten zu befragen, analysiert Rascasse Verhaltensdaten der Internet-Nutzer auf unterschiedlichen Plattformen, komplett anonymisiert natürlich.

Durch Maschine Learning entstehen Audience Profile, die es in dieser Datentiefe bisher noch nicht gab: Zu jeder Zielgruppe gibt es weit mehr als 100.000 Datenparameter, die bis auf PLZ Level und auf über 200 Länder analysierbar sind.

Zu den Rascasse Kunden zählen die Daimler AG und die Bertelsmann Music Group.

Die Daten werden den Kunden entweder in Form einer SaaS Lösung, oder über eine API und selbstverständlich auch über traditionelle Powerpoint-Reports mit Insights zur Verfügung gestellt.

Die Geschäftsführung der Rascasse GmbH teilt sich Ralf mit Sandra Kröger, der Gründerin von Rascasse. Sandra und Ralf lernten sich im Jahr 2000 bei dooyoo kennen, einer der Berliner New Economy Sterne. Seitdem bekleideten beide verschiedene Führungsrollen in der digitalen Berufswelt.

Weitere 5 Fragen an: Barbara Liebermeister, Tobias Heining, Thede Smidt, Tobias Kremkau, Robert Levenhagen

Mehr zum Thema Digital Business

Wir freuen uns auf Ihre Anfrage.
Me
Zur
ück
Kon
takt