Beyond Digital vom 30.06.2020

Digital Transformation


Corporate Website und E-Commerce getrennt – war gestern

Die Corona-Krise hat unserer Meinung nach die Entwicklung verstärkt, dass die Trennung von Offline und Online für die Konsumenten verschwinden wird. Ich gehe bei Edeka einkaufen – warum kann ich dies online nicht auch tun, sondern muss es bei Bringmeister machen?

Historische Trennung Corporate & E-Commerce

Historisch bedingt war eine Trennung von Corporate Website und Webshop sicherlich mal nachvollziehbar und sinnvoll. Edeka kaufte sich Bringmeister nach der Zerschlagung von Kaisers-Tengelmann dazu. Andere Unternehmen wollten im E-Commerce lieber nicht zu viel riskieren, und lagerten deshalb die E-Commerce Aktivitäten erstmal in eine neue Marke aus. Was auch den großen Vorteil hatte, losgelöst vom Konzern schneller arbeiten, testen und lernen zu können.

Das Silo-Denken und -Handeln ist leider jedoch auch sonst noch in vielen Unternehmen vorhanden. Getrennte und zum Teil sich konkurrenzierende Abteilungen in Unternehmen – z.B. Corporate Communication, Marketing Communication und Vertrieb – sind bereits heute für den Unternehmenserfolg in jedem Unternehmen schädlich. Die digitale Transformation bringt eine Verschmelzung der Abteilungen oder eine komplette neue Organisationsform hinsichtlich einem agil handelnden Unternehmen mit sich.

Die Zukunft ist in der Schweiz bereits Gegenwart

Wie es geht und die Zukunft sein wird, ist bei unserem kleinen Nachbarn im Süden bereits heute sichtbar. Die beiden großen Schweizer Supermarkt-Konzerne Migros und Coop – beides Genossenschaften – haben sich lange schwer getan, die Verschmelzung von Corporate und Digital Shopping zu machen. Der Aufwand dafür ist enorm und die Hürden groß, die historisch entstandenen Silos zu vereinen. Doch in den letzten Jahren ging es Schlag auf Schlag. Und nun ist der Damm gebrochen.

Ein Meilenstein im Beyond Digital Commerce

Coop hat vorgelegt und Anfangs Juni die neue Website lanciert. Nach wenigen Wochen ging die Beta-Phase bereits zu Ende und nun ist sie da – der Supermarkt Coop auch online, wie er in der Schweiz offline bekannt ist: Alles aus einer Hand am selben Ort. Alles auf Coop.ch verfügbar. Wie im «richtigen Leben» – in den Supermarkt rein, und kaufen was das Herz begehrt.

Innovation Frische

Coop hat bereits im Jahr 2016 in ihrem damals noch losgelösten Webshop Coop@home die Online-Metzgerei lanciert. Diese ist als «Online-Metzger» nun auch nahtlos in die neue Coop-Website integriert. Ein Meilenstein und innovatives Meisterwerk im Lebensmittelbereich! Der Kunde kann online, wie aus der offline Metzgerei gewohnt, sein Fleisch nach Gewicht und Dicke auswählen – und on Top die Marinade bei Wunsch auswählen (Beispiel Naturabeef Rinds-Huftsteak – auf «Menge Anpassen» klicken).

Konkurrenz steht in den Startlöchern

Die Migros hat als größter Konkurrent von Coop bereits ihre Verschmelzung von Corporate und E-Commerce lanciert. Dafür wurde die Initiative Migros Food Online (MFO) gestartet. Alle Migros-eigenen Onlineshops – vom Lebensmittelshop leShop.ch über Elektronics (melectronics.ch) bis wahrscheinlich auch Möbel (micasa.ch) – werden bald unter dem Mutterhaus-Brand migros.ch für Kunden zugänglich sein. Gut möglich, dass die Migros ihre innovativen Online-Konzepte wie u.a. Miacar auch integrieren wird. Ein Mammut-Projekt, ohne Zweifel, das sich auszahlen wird.

Silos sind Vergangenheit

Die Auflösung von Silos gegenüber dem Kunden wird auch in Deutschland bald sichtbar werden – müssen. Amazon wird mit ihren Angeboten Amazon Prime & Amazon Fresh langfristig sonst den beiden großen Rewe und Edeka zu gefährlich werden. Zumindest in den großen Städten. Und neue ambitionierte Player werden die Entwicklung zusätzlich beschleunigen – wie dies Farmy.ch in der Schweiz tat.

Die Auflösung von Silos im Denken und Handeln wird nicht nur bei Supermärkten und im E-Commerce zur notwendigen Normalität werden. Auch alle anderen Unternehmen – von klein bis groß – werden sich Silos in Zukunft weder in der Organisation noch im Auftreten gegenüber ihren Konsumenten leisten können. It’s one world – beyond digital.

Details zur neuen Coop-Website Details zur Migros Initiative MFO

Digitale Transformation


Digitale Transformation – Beispiele

Lego und der große digitale Turnaround

2004 stand Lego kurz vor der Insolvenz. 400 Million US-Dollar Verlust bei einer Milliarde US-Dollar Jahresumsatz.
2018 erzielten sie einen Umsatz von rund 5 Milliarden Euro mit einer Gewinnmarge von rund 30 Prozent (EBIT). Wie ist dem Spielzeughersteller aus Dänemark diese erfolgreiche Entwicklung gelungen?

Mit neuer Lego-Führung zum Erfolg

Unter der neuen Führung von CEO Jørgen Vig Knudstorp gelang Lego ab 2004 durch einen radikalen Veränderungsplan der Aufwärtstrend:

  • Interne Strukturen wurden umgebaut, um deutlich schlanker und Performance-orientierter zu werden.
  • Deutlich stärkere Fokussierung auf den Einzelhandel als Kunde, und Unterstützung dessen bei der Lagerumschlagshäufigkeit und Umsatzsteigerung.
  • Und vor allem: Lego wurde zur Plattform für neue Business Modelle.

Lego als Plattform für neue Erlösquellen

Im Zuge der Umstrukturierung brachte Lego ebenso seine digitale Transformation ins Rollen und suchte nach neuen Erlösströmen. Der Wert der Marke wurde gekonnt für neue Wege genutzt: Es entstanden Lego-Filme, Mobile Games und Mobile Apps. Alleine der erste Lego-Film erziele $468 Millionen Umsatz bei einem Produktionsbudget von gerade mal $60 Millionen.

Und nicht zuletzt verstand es Lego, seine Kunden stärker an sich zu binden, u.a. indem diese selbst zu Designern werden konnten: Mit „Digital Designer“ – einem webbasierten 3D Design-Tool.

Walmart mit dritthöchsten IT-Ausgaben der Welt

Nach Amazon und Alphabet kommt ein Konzern, der bisher nicht unbedingt für Tech-Investments bekannt war: Walmart. Der US-amerikanische Supermarkt-Riese hatte alleine in 2018 11,7 Milliarden Dollar in Technologie investiert. Und neben 1.700 Mitarbeiter im Bereich „Digitalisierung“, hatten sie für das Management Board zwei Tech-Schwergewichte gewinnen können: den Posten des CTO bekleidet nun der ehemalige Vice President von Amazon für Worldwide Retail Systems, und den CDO-Titel trägt nun Googles ehemaliger Vice President and General Manager of Display, Video, App-Werbung und Analytics.

Regal-Roboter und in Echtzeit wechselnde Preise

Unter anderem fließt die Investition in sogenannte “Autonomes Mobile Robots” (AMRs), also selbstfahrende Roboter, die sich um die Regale von Walmart kümmern. Ihr Job ist es, die Regal zu scannen und zu prüfen, ob genug Ware vorhanden ist, ob die Ware richtig positioniert ist und ob die Preiszuordnung stimmt. Schlechtes Bestands-Management führt zu weniger Sales und genau dabei können die Echtzeit-Daten der Roboter entgegenwirken.

Darüber hinaus testet Walmart Preisschilder, die mit einem elektronischen Display versehen und online ansteuerbar sind. Dadurch können Preis aufgrund bestimmter Faktoren maximal kurzfristig angepasst werden, ohne Preisschilder auszuwechseln.

Connected Breweries von Anheuser-Busch InBev

Anheuser-Busch InBev (AB InBev) – die große Brauerei-Gruppe der Welt, hat eine B2B Mobile App entwickelt, die Algorithmen nutzt, um verschiedenen Partner im Handel das „Nachschub-Management“ zu erleichtern. Das hilft dem Retail nicht nur bei Bestellungen, sondern die Sales Represantives (von AB InBev) haben dadurch auch mehr Zeit, über neue Produkte und Brands zu informieren.

Darüber hinaus bedienen sie sich dem Internet of Things, um die Brauereien zu sogenannten „Connected Breweries“ zu verwandeln. Vordergründig, um damit die Qualität, Quantität, Temperaturen und weitere Faktoren einer jeden Charge effektiv monitoren zu können.

Das Wichtigste und gleichzeitig die größte Herausforderung sei es, so der Vice President of Global Solutions, die Technologie wirklich zur Transformation einzusetzen und nicht nur der Technologie wegen.

Alle Artikel der Serie in unserem Blog zum Nachlesen.

Digitale Transformation


Entwicklung der People-Skills für die digitale Transformation

In der auf seinem Blog öffentlich zugänglichen Präsentation zeigt Joël Krapf auf, wie beim Schweizer Konzern Migros eine Re-/UpSkill-Roadmap entwickelt wurde und was diese beinhaltet. Dabei geht es um die Befähigung und Entwicklung der Mitarbeitenden für und während der digitalen Transformation.

IT-Abteilung als Beispiel des Wandels

Die IT-Abteilungen in Unternehmen sind heute nicht mehr nur IT-Providers, welche die IT-Infrastruktur zur Verfügung stellen und betreiben. Sie sind Enabler und wichtige Business Partner – Matchentscheidend in der digitalisierten Welt. Ihr Auftrag ist heute entsprechend „Growing the Business“ und dazu als Innovations-Enabler „Being the Business“ – und nicht mehr nur „Keep the lights on“.

Joël Krapf zeigt in seiner Präsentation dies sehr einfach verständlich, und schön aufbereitet auf. Wir als Technologiepartner, Wir als Digitale Pioniere, Wir als Erlebnis-Gestalter – als neues Mindset der IT-Abteilung.

Strategische Fähigkeiten- und Personalplanung in 4 Bereichen

Dabei beschreibt er die notwendigen Schritte hin zu dem neuen innovativen Business Solution Partner mit Sicht auf das Personal – das Fundament eines jeden Unternehmens während der digitalen Transformation.

Die strategische Fähigkeiten- und Personalplanung in 4 Bereichen unterteilt:

  • Neue Talente und Fachexperten gewinnen.
  • Mitarbeitende zur Transformation befähigen.
  • Fachkräfte fördern und in der Organisation halten.
  • Mitarbeitende und ihre Leistung wertschätzen.
  • Employee Experience einzigartig gestalten.

Jeder dieser Bereiche beinhalten konkrete Handlungen, welche in der Präsentation skizziert sind.

Was bedeutet „Mitarbeitende zur digitalen Transformation zu befähigen“?

In der Folge zeigt er am Beispiel des Bereichs „Mitarbeitende zur Transformation befähigen“ auf, was dies alles beinhaltet. Er unterteilt es dabei in 5 Unterbereiche – fünf Kompetenzbereiche:

  • Architektur und Security Management
  • Beratung und Kundenorientierung
  • Service Management
  • Agiles Mindest & Skills
  • Transformation Management

Alle diese fünf Kompetenzbereiche sind mit Themen bestückt. Meist sind dies zugleich Frameworks aus der IT – wie dem ITIL-Framework, welches eine Sammlung von vordefinierten Prozesse, Funktionen und Rollen im IT-Infrastruktur-Management darstellt. Auf einer nachfolgenden Folie präsentiert er die Planung über 1,5 Jahre, in der ersichtlich ist, welchen Funktionen in der Organisation welche Kompetenzen vermittelt werden sollen.

Blick auf People Skills

Sehr spannend in der Präsentation ist auch der Blick auf einen weiteren Unterbereich: „Talente zur Transformation befähigen – Beratung und Kundenorientierung“. Er zeigt im Detail die Inhalte der beiden Module „People Skills“ und „Methodenkompetenz für Beratung“ auf. Darin enthalten sind Handlungs- und Schulungsempfehlungen zu:

  • Kommunikation- & Konfliktmanagement
  • Stakeholder- & Expectation-Management
  • Einflussnahme & Leadership
  • Strategien erarbeiten
  • Probleme analysieren
  • Probleme lösen

Enthalten ist auch der Fahrplan zur Einführung – von der Initialisierung bis zur Anwendung.

Die Präsentation ist mit nur 18 Folien sehr kurz – doch inhaltlich sehr tiefgehend und stark. Ein Blick rein lohnt sich unserer Meinung nach sehr – als Inspiration zur Umsetzung von People-Skills mittels einer Re-/UpSkill-Roadmap. Ein konkretes Beispiel aus der Praxis, das aufzeigt, wie die digitale Transformation im Bereich des People-Management angegangen werden kann.

Hier geht’s zur Präsentation

Fjord Trends 2020


Die Zeit, sich als Unternehmen grundlegend weiterzuentwickeln, ist gekommen.

Jedes Jahr veröffentlicht Fjord (mittlerweile Teil von Accenture) ein Papier aus crowd-gesourcten Trends zu Business, Tech und Design: Die Fjord Trends 2020. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Vorhersagen.

Das, was in unserer Gesellschaft, Wirtschaft und Politik seit einigen Jahren immer mehr an Dynamik gewonnen hat, wird durch die Corona-Pandemie nun deutlich beschleunigt und verstärkt:
Die Rede ist von einem Wertewandel, wie wir den Umgang mit unserem Planeten, den Sinn (oder Purpose) von Unternehmen und die Digitalisierung bewerten.

Dies bestätigt eine immer deutlich sichtbare Entwicklung: Unternehmen, mit einer langfristigen und vorausschauenden Perspektive, die sich für den Planeten und seine Menschen einsetzen, werden als Gewinner hervorgehen.

Welche Trends stecken dahinter?

Kapitalismus entwickelt sich weiter: Bei Konsumenten herrscht ein zunehmendes Bewusstsein darüber, welchen Einfluss ihr Kaufverhalten auf andere und vor allem die Umwelt hat. Die Pandemie beschleunigt einmal mehr diesen Trend, da wir uns in der Krise u.a. stärker damit auseinandersetzen, was uns wirklich wichtig ist.

Damit einher geht – Achtung, große These – dass der Fokus auf Profit-Wachstum – als der alleinige Business-KPI – verschwinden wird. Menschen würden eben zunehmend Produkte und Services verlangen, die für sie persönlich von Bedeutung und sowohl sozial als auch ökologisch wertvoll sind.

Digitalisierung erfährt mehr Vertrauen

Die Digitalisierung hat es uns in den letzten Wochen ermöglicht, trotz der Isolation, wichtige Rituale und Notwendigkeiten relativ einfach aufrechtzuerhalten: Vom Online-Einkauf, über Video-Calls sowohl geschäftlich als auch privat, bis zu Online-Kochkursen. Dadurch sei in der Gesellschaft eine neue Akzeptanz digitaler Prozesse entstanden, was in der Zukunft das Aufkommen von mehr digitalen Geschäftsmodellen vereinfachen und beschleunigen wird.

Ob davon auch neue Player im Finanzsektor profitieren werden, ist allerdings noch fraglich, da Menschen in und nach einer Krise eher auf Sicherheit setzen und dadurch zu vertrauten Brands tendieren – so die Fjord Trends 2020.

Was hingehen sicherer erscheint, ist die Entwicklung, dass sich Menschen schneller an bargeldloses Bezahlen gewöhnen werden. Die Pandemie hat uns gelehrt, dass Geldscheine auch gleichzeitig Trägermedien für Viren sind, deren Nutzung man auf ein Minimum zu reduzieren versucht. Dadurch wurde für viele der Umgang mit Online- und Kartenzahlung in den letzen Woche erst zur Routine.

Unternehmen müssen sich anpassen – schneller als gedacht

Es ist absehbar, dass die Veränderungen in unserem Verhalten, unseren Werten und unseren Prioritäten Einfluss auf alle Bereiche des Geschäftslebens haben werden. Und das wird Unternehmen dazu zwingen, ihre Strategie und ihre Herangehensweise zu überdenken, ebenso wie auch ihren „Purpose“ – und zwar deutlich schneller, als bisher gedacht.

Zum vollständigen Fjord Trends 2020 Bericht
Wir freuen uns auf Ihre Anfrage.
Me
Zur
ück
Kon
takt